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Noch 'ne Statistik? Ja, weil es notwendig ist!

[03.05.2020] Schauen Sie auch täglich nach Statistiken zu COVID-19? Kommt Ihnen da auch etwas komisch vor? Es scheint dort so, als ob es die USA ziemlich schlimm erwischt hat. Aber ist das wirklich richtig?


Der Darstellung nach führen dort die USA mit großem Abstand bei den Infizierten. Fast hämisch wird das ständig kolportiert. Schließlich wird die Journaille nicht müde, sich an der offensichlichen Unfähigkeit der Regierung Trump abzuarbeiten.

Doch halt! Sind die USA wirklich die Corona-Verlierer? Der Schein trügt. Die Staaten testen außergewöhnlich viel, mit dem Ergebnis, dass auch viele Infizierte entdeckt werden. In Afrika wird nur wenig getestet. Dort sehen die Statistiken prima aus. Dabei könnte es dort inzwischen unzählige Infizierte geben, weit mehr als in den USA, nur: dort schaut keiner hin, dort wird nicht getestet, nicht gemeldet. Nach der gleichen Logik könnte man die Kriminalstatistik abschaffen und stolz behaupten, dass es keine Verbrechen gibt.

In den journalistisch aufbereiteten Statistiken entsteht so ein falsches Bild, sogar ein grob falsches Bild. Ist das Absicht oder Fahrlässigkeit? Sind uns die Medien nicht moralisch verpflichtet? Das denken viele, doch dem ist nicht so.

Die Aufgabe der Medien ist nicht, wie allgemein angenommen, uns möglichst gut und umfassend zu informieren. Das Geschäftsmodell besteht aus der Vermarktung aktueller Informationen und dem Kampf um Aufmerksamkeit. Die Medien versuchen also nicht, uns objektiv zu informieren, sondern sie unterhalten uns. Man nennt das Infotainment. Dieses Konzept ist manchmal verhohlen, oft völlig offen umgesetzt, bleibt aber stets erkennbar. Das ist hier nicht das Thema, auch wenn es ärgerlich ist, dass wir Polemik bekommen, statt vernünftiger Statistiken.

Ja die Statistiken: Die Anzahl der entdeckten Infektionen wird nicht nur vom Betrachter mit der Anzahl Infizierter gleichgesetzt. Das steht dort oft auch so in den Medien, ist aber irreführend, oder sagen wir es so, wie es ist: es ist grob irreführend dargestellt. Die Anzahl positiv Getesteter ist, im Vergleich, lediglich ein Maßstab für die Fleißigkeit beim Testen. Deshalb streichen wir diesen Wert. Er hat im Vergleich der Nationen keinerlei Aussage.

Was bleibt ist die Anzahl der Toten. Und dabei wollen wir uns an dieser Stelle nicht streiten, ob all diese Toten wirklich dem Virus geschuldet sind, oder der mehr oder weniger fortgeschrittenen Morbidität der Verstorbenen.


Nehmen wir ruhig mal diese offiziellen Zahlen, aber bereinigen sie um einen wesentlichen Wert. Denn bei der Anzahl der Toten ist es ein Unterschied, ob man beispielsweise Armenien mit den weit mehr als hundermal gößeren USA vergleicht. Rechnet man die Zahlen der COVID-19-Toten um auf die Einwohnergröße des Landes, so ergibt sich ein völlig anderes Bild, eine andere Reihenfolge als in den offiziellen Statistiken. Deshalb war es mir so wichtig, diesen Mangel zu beheben und eine aussagekräftigere Umrechnung zu beauftragen. Meine Leute haben es geschafft. Das Ergebnis ist abrufbar unter "fenkart.consulting/statistik-aktuell".
Es sind offizielle Zahlen, mit Quellenangabe, die dort nachvollziehbar benutzt wurden, und die ein überraschendes Ergebnis zum Vorschein gebracht haben.
Dort stehen die USA an zehnter Stelle, beser als beispielsweise die Schweiz, die es schlimmer erwischt hat. Wir in Deutschland sind an 13. Stelle dieser bereinigten Statistik.
Überrascht sie das, genauso, wie es mich überrascht hat?
Eine Frage bleibt offen: welche Nation besetzt den traurigen Zwischenplatz.
Nein, es ist nicht Italien oder Spanien. Es ist Belgien, mit mehr als acht mal so vielen Toten wie hier in Deutschland, prozentual auf die Bevölkerung bezogen. Das bedeutet, dass wir Europäer dringend Belgien unsere Hilfe anbieten müssen.
Hätten Sie das gedacht?

Sehen sie selbst:

Sterberisiko im Unterschied der Länder

Der aussagekräftige Vergleich: Wie viele Tote pro 1 Million Einwohner?

Warum diese Aufbereitung sinnvoll ist

Mir persönlich fehlt die Aussagekraft offiziell aufbereiteter Datentabellen. Dort trügt der Schein, wenn die Tabellen von Ländern angeführt sind, die besonders viele Infektionen entdeckt haben. Diese Zahl hängt aber ausschließlich davon ab, wie intensiv getestet wurde. Fleiß führt dort zu Unrecht zu einem schlechten Ranking. So entsteht die Illusion, dass Regionen weitgehend verschont werden, in denen vergleichsweise wenig getestet wird, wie in Indien und Afrika. Nach der gleichen Logik könnte man die Kriminalstatistik abschaffen und davon ausgehen, dass es keine Verbrechen gibt.

Mich interessiert vielmehr, wie sich das Sterberisiko verhält. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu sterben - und das im Ländervergleich?
Daher habe ich mein Team beauftragt, die offiziell verfügbaren Daten zu COVID-19 so aufzubereiten, damit wir genau diese Informationen erhalten, die sehr viel aussagekräftiger sind.

Es sind dieselben Zahlen der offiziellen Statistiken, nur anders aufbereitet.

Aus den veröffentlichten Daten lässt sich nur ein Wert ableiten, den ich interessant finde: das Sterberisiko.

Wie unterscheidet sich das Sterberisiko vom einen Land zum anderen?

Der hier berechnete Wert sagt aus, wie viele Menschen pro 1 Million Einwohner bereits gestorben sind. Und daraus wird eine zweite Zahl aufbereitet, die Wahrscheinlichkeit, dieses Jahr an Corona zu sterben.
Diese Wahrscheinlichkeit lag bis gestern in Deutschland bei eins zu 13.573 (1:13.573)*. Das bedeutet, dass in einer Gruppe von 13.573 Personen durchschnittlich ein Todesfall auftrat. Auch dieses Risiko ist in der Tabelle im Ländervergleich abgebildet. Da weiterhin damit zu rechnen ist, dass Menschen sterben, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Tag zu Tag ein wenig.

Chancen und Risiken

Ein Hauptgewinn im Lotto unterliegt, nach Angabe der Lottogesellschaft, der Wahrscheinlichkeit von 1:140.000.000. Aus dieser Perspektive wirkt das Risiko, an Corona zu sterben, gewaltig. Doch es ist gering, im Vergleich mit anderen Todesgefahren. Die Wahrscheinlichkeit, an einer "Krankheit des Kreislaufs" zu sterben (z.B. Herzinfarkt), lag 2016 in Deutschland im Durchschnitt bei 1:241, was etwa 345.000 Tote bedeutete. Das Risiko, an irgendetwas zu sterben, lag 2018 in Deutschland durchschnittlich bei 1:87.

Das bedeutet nicht, dass COVID-19 auf die leichte Schulter zu nehmen ist.

Denn im Gegensatz zum Herzinfarkt ist die Grippe ansteckend. Wer aber zuhause bibbert und Angst hat, dass ihn COVID-19 erwischt, dem möge diese Statistik ein wenig Erleichterung verschaffen.

Ich nutze nun täglich diese Statistik und fühle mich damit bestens informiert über die Entwicklung. Wie sehen Sie es?

*Je geringer die zweite Zahl ist, desto höher das Risiko.

Quellenangaben

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